Ich habe mich auf die Forschung in Hessen spezialisiert, insbesondere auf den Raum Fulda.
Rund um Fulda forsche ich seit einigen Jahren. Ich bin dort selbst aufgewachsen und besitze entsprechende geografische und historische Kenntnisse.
Die Region Fulda ist stark katholisch geprägt. Wichtigste Quelle für die Familienforschung sind die Kirchenbücher, die in den meisten Orten ungefähr zwischen 1650 und 1700 beginnen. Sehr häufig ist es also möglich, die Vorfahren bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648) zurück zu verfolgen. Nicht selten stellt sich dabei heraus, dass die Familie über drei Jahrhunderte hinweg kontinuierlich im selben Ort ansässig war. Vielleicht taucht Ihr Familienname ja auch im Fuldischen Türkensteuerregister von 1605 oder gar der Viehbedeliste von 1510 auf?
Bei der Suche nach den eigenen Vorfahren kommt man für die Zeit vor 1876 (erst danach gibt es Standesamtsregister) an Kirchenbüchern nicht vorbei.
Um etwas anschaulicher zu machen, wie sich die Forschung in Kirchenbüchern gestaltet, möchte ich Ihnen zwei Beispiele vorstellen.
So…
Mit etwas Glück stößt man in Kirchenbüchern auf einen Eintrag, der etwa folgendermaßen aussieht:
Schauen wir uns den zweiten Eintrag aus dem Jahr 1675 an. Eventuell ist die Schrift gewöhnungsbedürftig, aber grundsätzlich gut zu entziffern:
2. Aprilis sepultu9 Vit9 Böß sacrātis munit9
Wenn man die Abkürzungen, die recht häufig vorkommen, auflöst, lautet der Text „ausgeschrieben“:
2. Aprilis sepultus Vitus Böß sacramentis munitus.
Oder übersetzt:
Am 2. April wurde Vitus Bös begraben, mit den Sterbesakramenten versehen.
Hier kann man sogar bei einem fast 350 Jahre alten Kirchenbucheintrag den Inhalt recht klar erfassen.
Leider sind solche Einträge nicht unbedingt die Regel. Wie sieht es mit dem folgenden Beispiel aus:
…oder so:
Leider scheint bei diesem Sterbeeintrag aus dem Jahr 1697 die Schrift der Rückseite durch, so dass der Text schwer zu entziffern ist.
Erstes Problem ist die Schrift. Versuchen Sie doch einmal, den zweiten Eintrag von unten zu entziffern.
Auflösung:
22 9bris sepult9 est Seÿfrid9 Huhn Andreæ Huhns piæ memoriæ fili9.
Zweite Hürde: Abkürzungen auflösen:
22. Novembris sepultus est Seÿfrid Huhn Andreae Huhns piæ memoriæ filius.
Dritte Hürde: Übersetzen:
Am 22. November wurde begraben: Seifried Huhn, Sohn des Andreas Huhn „piæ memoriæ“.
Vierte Hürde: Verstehen. Für das bessere Verständnis sind noch zwei Aspekte wissenswert: Zum einen, dass „Seifried“ eine Namensvariante von „Siegfried“ ist. Dieselbe Person könne also an anderer Stelle unter diesem Namen auftauchen. Zum anderen ist von Bedeutung, dass „piæ memoriæ“ (wörtlich übersetzt: frommen Gedenkens) eine verstorbene Person bezeichnet. Andreas Huhn lebte also zum Zeitpunkt des Eintrags nicht mehr. Das ist relevant, wenn man zu dieser Person weiterrecherchieren möchte und Kircheneinträge sucht oder auf weitere Personen dieses Namens stößt.
Was möchte ich damit sagen? Ich will Ihnen nicht davon abraten, sich auf die Suche nach Ihren Vorfahren zu machen, ganz im Gegenteil. Aber es macht durchaus Sinn, auch professionelle Unterstützung zu Rate zu ziehen.